Was ist Heimat?

He̱i̱·mat
Substantiv [die]

Heimat? Begriffe wie Klammeräffchen, Hinterwäldler, Dorfkind, Fest der Volksmusik, Angst vor Freiheit überschwemmen meine Assoziationskette.

Ein Heimatgefühl entwickeln. Darf man das? Ist das nicht gefährlich?

Ich bin 26, habe Dreadlocks, bin frei, wild, jung und vollgestopft mit Neugierde auf die ganze Welt. Ich bin so oft umgezogen, dass ich mehrmals einen neuen Pass bekommen musste, weil die Adressaufkleber zu oft übereinander geklebt wurden.

Heimat, das ist da wo meine Sachen eben gerade liegen.

Und doch. Als ich, in Dubai am Strand, mal gefragt wurde, wo ich am liebsten gelebt hatte, sagte ich ohne zu zögern: Zuhause, im Harz.

Das ist so ein Gefühl. Wenn ich die Wolfsgrube entlangfahre, kurz bevor ich vor dem Haus parke, ist da ein ganz deutliches Gefühl von JA Punkt. Einfach nur das.

Wenn ich nochmal kurz stehen bleibe um zu lauschen, mitten auf der Straße. Einatme und rieche den Wald. Einfach dieses Gefühl von Richtigkeit.

Hier bin ich einfach. Ich habe hier einen Platz, ob ich den in Anspruch nehme oder nicht, hier ist ein Ort wo mich niemand fragen wird, warum ich hier bin, weil ich hier eben einfach hingehöre, auch wenn ich gar nichts mache.

Hier muss ich nichts, hier kann ich alles, muss aber nichts.

Egal von wo ich komme, hier umarmt mich ein Gefühl wie die warme Kuscheldecke auf dem Terrassenstuhl meiner Mama. In der Heimat läuft die Zeit eben ein bisschen anders.

Es gibt eine Zeile, in einem Gute-Nacht Lied, die ich meiner Tochter jede Nacht vorsinge: „Ein Knacken, ein Rauschen ist was man vernimmt, so klingt es wenn der Wald Schlaflieder singt, drum beschützt unser Zelt uns vor Wetter und Wind, geborgen und sicher im Schlaf man versinkt, mit Träumen von Ozeanen, Sommerfahrten, Heldentaten, denn dem Schlaf kann keiner entfliehen“

Meine Heimat singt für mich Schlaflieder und gibt mir mehr Zeit für das „einfach ich“ sein am Tage.

HARZKIND Rike